Weinbergschnecke am Problemlösen

Wer kennt sie nicht, die Stimme im Kopf? Na, hast du auch schon mit ihr geredet? Du darfst Dich bekennen. Es ist durchaus normal, ein Zwiegespräch mit sich zu führen. Einige haben sogar laute Gespräche und führen richtige Debatten mit ihrem inneren Team.

Woher kommt denn diese innere Stimme?

Das Selbstgespräch richtet sich an das Selbst des Sprechers oder an einen beliebig (fiktiven) Phantasie-Partner. Die Stimme oder diese Gedanken, die sich wie ein Gesprächspartner aufführen, sind tief in uns verankerte. Es ist der Sprachdienst unserer Intuition. Die Intuition setzt sich aus Erfahrungen, Veranlagungen, Wünschen, Ideen, Emotionen oder auch Bedürfnissen zusammen. Unser Bauchgefühl eben. Im Gegensatz zur analytischen Verarbeitung von Gedanken arbeitet die Intuition blitzschnell, stark vernetzt mit dem Unbewussten und Energiesparend. Dies ist gerade im Zusammenhang mit den steigenden Burnoutzahlen wichtig zu wissen.  Das analytische Denken verarbeitet Gedanken langsamer und braucht mehr Energie. Es ist aber für eine konkrete Fragestellung exakter und sprachlich fassbar, da sie reflektiert ist. Die Intuition kann alte und neue Erfahrungen blitzschnell in Zusammenhang bringen, abwägen und zeigt die Schlussfolgerung anhand einer körperlichen oder einer stimmlichen Reaktion. Dies geschieht aber aus Erfahrungswerten, so würde die Intuition eher gegen einen Zahnarztbesuch entscheiden. Das reflektierte analytische Denken kann den zukünftigen Nutzen sehen und sich dafür entscheiden. 

Was sagt wohl die innere Stimme der Schnecke auf dem Bild? Wie reagierst Du auf Hürden auf Deinem Weg? Egal ob es plötzlich ein neuer Vorgesetzter, eine Absage oder eine neues Projekt ist. Blitzschnell hast du Deine Erfahrungen, Abhängigkeiten zum sozialen Umfeld, Jobsituation, Finanzielles, Globale Lage in deiner emotionalen Erfahrungsbibliothek gescannt. Du stellst als direkte Reaktion vielleicht einen inneren Widerstand fest oder das Bedürfnis, sofort mit dem Packen zu beginnen. Vielleicht kommt jetzt Deine innere Stimme und sagt „Ach, das packst du sowieso nicht.“ oder „Ja, dieses Abenteuer schaffst du mit links!“. 

Wozu ist eine innere Stimme nützlich? 

Die innere Stimme ist eine grundlegende Fähigkeit, die für höhere geistige Funktionen, zum Beispiel für die Kreativität, notwendig ist. Sie kann aber auch dominant und schwierig sein. Besonders wenn sie sehr abwertend ausgerichtet ist, kann sie ein echtes Problem werden. Die Stimme, die ständig sagt, das schaffst du nicht, du bist nicht gut darin, du bist nicht schön, nicht erfolgreich genug, da gibt es endlose Beispiele. In diesen Fällen ist es sehr wichtig, mit der inneren Stimme in Neuverhandlung zu gehen und die eigenen Werte und Glaubenssätze zu überprüfen. Hier kann ein professionelles Coaching helfen, das Selbstmanagement im Kopf zu verbessern.

Wenn deine innere Stimme dein bester Berater ist, dann hilft sie dir, Probleme zu lösen – also lösungsorientiert an eine Herausforderung heranzutreten. Die innere Stimme dient der Orientierung, der Selbstregulation und wird für die Bewusstwerdung von Schwierigkeiten sowie zur Problemlösung benötigt. Anke Werani hat in ihrer Studie zur Qualität des inneren Sprechens beim Problemlösen (Q1) herausgefunden, dass es vier verschiedene Problemlöser-Sprechtypen gibt:

  • Die Pragmatiker, sprechen vor allem dann mit einer inneren Stimme, wenn sie ein Problem lösen müssen
  • Die Gesprächigen, sprechen ständig und viel in Dialogform mit sich selbst
  • Die Zweifler, unterbrechen sich oft mit einer negativen inneren Stimme selbst im Denkprozess
  • Die Wortkargen, sprechen kaum oder gar nicht mit einer inneren Stimme

Die Ergebnisse führen zur Interpretation, dass die Qualität des inneren Sprechens eine wichtige Rolle beim Problemlösen spielt. Die Qualität der inneren Stimme ist dafür verantwortlich, ob sich das Sprechen positiv oder negativ auswirkt. Ein negativer Einfluss wird insbesondere dort deutlich, wo die Stimme destruktiv, entmutigend, demotivierend eingesetzt wird: die Problemlösung wird schlechter.

In konstruktiver, ermutigender und motivierender Form wirkt sich die innere Stimme positiv auf die Problemlösefähigkeit aus. Sie übernimmt Funktionen wie beispielsweise Selbstregulation, Reflexion über die momentane Tätigkeit sowie die eigentliche Problemlösung.

Unser ständiger Begleiter

Es mag verrückt wirken, ohne Handy am Ohr vor sich hinzureden. Dennoch ist es absolut normal, eine innere Stimme zu haben und ihr zu antworten. Sie kann sich leise zu Wort melden oder sogar zu lauten Gesprächen führen. Entscheidend ist aber, wie die Stimme mit uns spricht. Sie ist unser ständiger Begleiter und die Summe unserer Prägung und Erfahrungen. Besonders prägt uns unserer Kindheit und einschneidende Erlebnisse. Sie widerspiegelt wie wir uns in unserer Umwelt wahrgenommen haben. Wenn wir in einem stärkenden und motivierenden Umfeld gross geworden sind und uns selbstwirksam erlebt haben, hören wir wohl auch eher eine positive und motivierende Stimme. Wenn wir jedoch oft das Gefühl von Überforderung und Unzulänglichkeit erfahren haben, könnte die Stimme eher zweifelnd ausfallen. Die Summe der Vergangenheit bestimmt also die Stimme von heute. Sie prägt somit unser Verhalten und die Wahrnehmung der Zukunft. Grund genug, genauer hinzuschauen.

Wenn wir uns immer wieder gleich verhalten, werden wir auch immer wieder die gleichen Ergebnisse erhalten. Die Stimme hat nicht automatisch recht, nur weil sie in unserem Kopf ist. Sie ist unser ständiger Begleiter und je nach Sprechtyp meldet sich die innere Stimme mehr oder weniger zu Wort. Sie zeigt, wie wir mit uns umgehen. Es liegt bei Dir zu steuern, ob die Stimme stärkend oder entmutigend auf Dich einwirkt. Du definierst, wer du sein willst und welche Werte du vertrittst. Sei Du Dein bester Berater und Freund.

Nachdem die Weinbergschnecke ihre Fühler ein paar mal ausgestreckt hat, hat sie ihren Weg gefunden.

Als persönliche Anmerkung kann ich sagen, dass ich wohl zum expressiv gesprächigen Typ gehöre. Nicht umsonst habe ich vor Jahren den Übernamen „Die, die mit dem Computer redet“ erhalten. Zudem bringe ich mich mit meinen Gedanken hin und wieder selber zum Lachen. Aber das bleibt unter uns … 😉 

Quellenangabe
Q1: Die Rolle der Qualität inneren Sprechens beim Problemlösen Anke Werani, Journal für Psychologie, Jg. 17 (2009), Ausgabe 3

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